München – Venedig extrem

1. Winterüberschreitung der Alpen 2003/04
mit Schneeschuhen und Zelt vom Marienplatz zum Markusplatz


Manchmal sind sie noch möglich: die Abenteuer direkt vor der eigenen Haustüre. Während sich die meisten hierzulande auf die so genannte staade Zeit einstimmen, packt Franz Demel, ambitionierter Allround-Bergsteiger und berufener Leica-Fotograf, seinen Rucksack, um wochenlang durch Eis und Schnee, über verschneite Grate und Klettersteige nach Venedig zu laufen. Vielen ist der Ruhpoldinger durch seinen einfühlsamen und brillanten Diavortrag „Zu Fuß über die Alpen“ bekannt. Franz Demel hat sich wahrlich Großes vorgenommen: mehr als 25000 Höhenmeter Auf- und Abstieg und über 520 km Wegstrecke trennen die Bayerische Metropole von der Lagunenstadt. Am 2.Dezember fällt um 10.00 Uhr am Marienplatz der Startschuss für eine Bergtour, die noch keiner gemacht hat: Er läuft von München nach Venedig - im Winter.

Bereits während seiner Dolomiten-Winterdurchquerung 2002/03 kam Franz Demel der Gedanke, dass die Winter-Überschreitung der Alpen von Nord nach Süd eine ebenso spannende wie großartige Unternehmung sein könnte. Seine Nachforschungen haben ergeben, dass es keine gesicherten Hinweise auf eine Winterbegehung der Route München – Venedig gibt: eine zunächst erstaunliche Entdeckung. Bei genauerer Betrachtung wird einem jedoch sehr schnell klar, warum dies so ist. Allein schon aufgrund der Länge kann man von einer sehr ernsten Unternehmung sprechen: denn es bedarf wenigstens 49 Tagesetappen, bis Venedig erreicht wird. Pässe und Übergänge, die im Sommer ohne Probleme passierbar sind, werden im Winter zum Prüfstein für das Gelingen der ganzen Tour. Anhaltende Schneefälle können innerhalb von nur wenigen Stunden ein weiteres Vorankommen unmöglich machen. Überdies muss im Winter alles Notwendige getragen werden, denn eine stützpunktartige Versorgung durch Berghütten ist zu dieser Jahreszeit nicht gewährleistet.

In den letzten Jahren hat das Winterbergsteigen bei uns eine neue und spannende Facette bekommen. Das Laufen mit Schneeschuhen - älter als jede Form des Skifahrens – gewinnt immer mehr an Popularität. Durch den Einsatz moderner Materialien können heutzutage Schneeschuhe für den extremsten Einsatz konzipiert und hergestellt werden. Ihre im Vergleich zu Skiern kompakte und leichte Bauweise machen sie zum idealen Begleiter im kombinierten und schwierigen Gelände. Das Gehen mit Schneeschuhen ist zudem für jedermann ohne große Vorkenntnisse erlernbar. So bietet Schneeschuhwandern auch denjenigen, die keine Ahnung vom Skifahren haben, eine interessante Alternative zum Tourengehen. Winterbergsteigen ist somit nicht länger nur dem klassischen Ski-Tourengänger vorbehalten.

Die Erschließung von alpinen Räumen, die im Winter sonst nur schwer zugänglich sind, bringt natürlich auch Probleme und Gefahren mit sich. Zum einen fehlt dem Wanderer vielfach das notwendige Wissen und die Erfahrung in Sachen Lawinen, zum anderen ist vielen nicht bewusst, dass gerade im Winter Tiere wie das Schneehuhn oder die Gämsen unbedingt Rückzugsbereiche benötigen. Dabei kann es jedoch nicht erklärtes Ziel sein, ganze Regionen regelrecht zu sperren, und den Menschen „hinauszuschützen“, sondern ein verantwortungsbewusstes Miteinander zu fördern. Der Mensch wird nur für das, was er schätzen und lieben gelernt hat, Verantwortung übernehmen. Durch die behutsame Routen-wahl macht diese Unternehmung deutlich, dass es sehr wohl möglich ist, sowohl dieser Rücksichtnahme nachzukommen, als auch großartige Ideen umzusetzen.

Die Originalroute München – Venedig nach Ludwig Graßler führt über Wolfratshausen und Bad Tölz in die Jachenau und weiter übers Karwendel-Gebirge in die Tuxer und die Zillertaler Alpen bis nach Pfunders. Auf dem Dolomiten-Höhenweg 2 geht es durch die Geissler-Puez Gruppe übers Grödnerjoch in die Sella und übers Pordoijoch bis zur Marmolada. Während die Graßler-Route nun Richtung Osten in die Civetta schwenkt, führt die geplante Wintertour weiter nach Süden über den San Pellegrino-Pass, den Passo Valles und die gesamte Pala-Gruppe bis nach Feltre. Da es nun nicht darum geht, in möglicht kurzer Zeit über die Alpen nach Venedig zu gelangen, stellt sich auch nicht die Frage nach einem zeitlichen Limit. Begleitet wird Franz Demel etappenweise von bergerfahrenen Freunden und namhaften Bergsteigern wie zum Beispiel dem Südtiroler Extremkletterer Christoph Hainz.

Ob Franz Demel nach 49 Etappen, Ruhezeiten nicht eingerechnet, die Lagunenstadt vor Augen haben wird, hängt einzig und allein vom Wetter und den Verhältnissen ab. Fest steht nur der Anfangspunkt: der 2.Dezember 2003 um 10.00 Uhr am Marienplatz in München.

In Kooperation mit dem Deutschen Alpenverein

Diese Unternehmung wird unterstützt von: